Gebäude der Wiener Volksoper © Volksoper Wien, Logo VOF
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Wien – München – Berlin

Die Saison 2013/2014 der Volksoper im Vergleich mit Gärtnerplatz Theater und Komischer Oper

Vergleiche hinken bekanntlich. Und Vergleiche der Spielpläne von Opernhäusern hinken noch viel mehr. Schon deshalb, weil jedes Haus ein individuelles Profil entwickelt, das durch unterschiedlichste Rahmenbedingungen geprägt wird; nicht zuletzt durch das kulturelle Umfeld der Stadt.

Die größten Gemeinsamkeiten von Volksoper, Gärtnerplatz Theater und Komischer Oper liegen vermutlich in ihrer Einbettung in einen (dem Staat bzw. Land gehörenden) Konzern (Volksoper: Bundestheater-Holding; Gärtnerplatz Theater: Bayerische Staatstheater; Komische Oper: Stiftung Oper in Berlin) – wenngleich mit eigenständiger Leitung und eigenem Ensemble, Chor und Orchester – und in ihrem Spielplan mit Oper, Operette, Musical und Ballett. Die drei Theater bieten ihren Besuchern im Vergleich zu den Schwesternhäusern auch deutlich günstigere Eintrittspreise, so dass auch weniger finanzkräftige Menschen in den Genuss eines Opernabends kommen können. Mit eigenen Jugendprogrammen versuchen die jeweiligen Verantwortlichen auch die übernächste Generation an Musiktheater heran zu führen.

Den umfangreichsten Spielplan bietet in der nächsten Saison die Volksoper ihren Besuchern. Nicht weniger als 33 Stücke (und einige Sonderveranstaltungen) weist das Programm aus, darunter zehn Premieren und drei Wiederaufnahmen. 29 Werke und zahlreiche Konzert- und Sonderprogramme) weist der Spielplan der Komischen Oper aus. Lediglich 14 Bühnenwerke (neben einigen Konzerten und Sonderprogrammen) gibt es beim Gärtnerplatz Theater zu sehen und zu hören; man muss man allerdings zugeben, dass das Gärtnerplatz Theater derzeit renoviert wird und die Aufführungen daher an verschiedenen Spielorten in ganz München stattfinden.

Neu in der Volksoper gibt es in der kommenden Spielzeit „Il trovatore“ in italienischer Sprache, „Albert Herring“ aus Anlass des 100. Geburtstages von Benjamin Britten, „Erwin, das Naturtalent“ wird gemeinsam mit den Sängerknaben produziert, die Premiere von „Fidelio“ erfolgt fast auf den Tag genau 200 Jahre nach der Uraufführung und mit „Feuersnot“ wird konzertant der 150. Geburtstag von Richard Strauss gefeiert. Das Operettenrepertoire wird um „Eine Nacht in Venedig“ und „Gräfin Mariza“ erweitert, das Musical „Sweeney Todd“ komplettiert die Neuproduktionen im Bereich Musiktheater. Dazu kommen zwei neue Ballettproduktionen – „Märchenwelt Ballett“ und „Reigen“. Wiederaufnahmen sind das Musical „Guys and Dolls“, die Kinderoper „Antonia und der Reißteufel“ und „Turandot“. Mit diesen Neuproduktionen in Kombination mit dem bestehenden Repertoire geht Direktor Robert Meyer kein großes Risiko ein, füllt aber teilweise wienweite Spielplanlücken („Trovatore“, „Turandot“). Dass nicht alle Wünsche erfüllt werden können, ist verständlich. Wenn auch nur 20 Stammbesucher ihre Wünsche äußern, die Spielpläne der nächsten Jahre wären ausgefüllt. Ich persönlich warte auf einen „Zigeunerbaron“ oder eine französische Operette und könnte mir auch die eine oder andere italienische Spieloper vorstellen.

Mehr Risiko geht da Barrie Kosky an der Komischen Oper ein. In seiner ersten Saison hat er mit Erfolg Stücke in Englisch und Russisch (!) angeboten und damit mit einer langjährigen Tradition des Hauses gebrochen;  „Die Zauberflöte“ (Regie: Suzanne Andrade und Barrie Kosky) hat nahezu Kultstatus erlangt, Monteverdis „Orpheus“ in einer Bearbeitung/Neufassung von Elena Kats-Chernin wird gestürmt. Für die kommende Saison sind “Castor et Pollux“ von Rameau und „Der feurige Engel“ von Prokofjew in der Originalsprache angesetzt; dazu gibt es unter anderem „Cosi fan tutte“, „West Side Story“, „Ein Sommernachtstraum“ (Britten), „Clivia“ (in dieser Operette treten die Geschwister Pfister erstmals auf einer Opernbühne auf). Skandalanfälliger Höhepunkt der Saison ist die Premiere von „Die Soldaten“ (Bernd Alois Zimmermann) in der Regie von Calixto Bieito.

Kulinarischer, zumindest was die Regisseure betrifft, gibt man es in München. „Der Mann von La Mancha“ in der Regie des Hausherren Josef Ernst Köpplinger eröffnet die Saison; Neuinszenierungen gelten unter anderem „Semele“, „Die Entführung aus dem Serail“, „Jolanta“, „Aida“, „Die Zirkusprinzessin“, „Jesus Christ Superstar“ sowie vier weitere Produktionen. „Don Pasquale“ ist eine Wiederaufnahme der Erfolgsproduktion vom letzten Herbst und auch „Dornröschen“ und „Peter und der Wolf“ stehen wieder am Spielplan. Und auch am Gärtnerplatz setzt der Intendant im Gegensatz zu seinen Vorgängern vermehrt auf die Originalsprache. Auffallend ist, dass eine ganze Reihe von aus der Volksoper bekannte Namen (unter anderem Bahrmann, O`Loughlin, Simonian, Reinprecht, Cerny, Hausmann) auf den Besetzungslisten stehen.

Ein Vergleich der drei Häuser zeigt Stärken und Schwächen in jedem der betrachteten Theater. Wer klassische Operette sehen möchte, dem sei der Weg in die Volksoper geraten; wem es zu spannendem zeitgenössischem Musiktheater zieht, der reise nach Berlin; neue Aufführungsorte können Musikfreunde in München entdecken (und gleichzeitig „unsere“ SängerInnen in neuen Rollen oder anderen Werken erleben).

Michael Koling

Kommentar

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