Kammersängerin Prof. Renate Holm
Persönliche Betrachtung über eine wunderbare Stimme, über die Jahrhundert-Adele
Ein Nachruf von Gerhard R. Menhard
Am 21. April 2022 hielt die musikalische Welt für einen Moment den Atem an, als es bekannt wurde dass Renate Holm diese Welt verlassen hat. Eine erfolgreiche Sängerin, eine großartige Gesangspädagogin und ein liebenswerter Mensch musste nach 90 Lebensjahren die Bühne dieser Welt verlassen.
Renate Holm wurde am 10.8.1931 in Berlin als Renate Franke geboren. Es wurde ihr sicherlich nicht in die Wiege gelegt, dass sie dereinst als weltberühmte Sängerin auf den Brettern die die Welt bedeuten zu Hause sein wird. Ihr Urgroßvater war Generalfeldmarschall Karl von Bülow. Es ist gut möglich, dass Ihre große Disziplin, die sie später als Künstlerin und Mensch an den Tag legte, auf ihren Urgroßvater zurückzuführen ist.
Gerade als Renate erst mal acht Jahre alt war, begann der fürchterliche 2. Weltkrieg. Um 1943, als Berlin mehrmals täglich durch Bombenangriffe zerstört wurde, übersiedelte Renate mit ihrer Mutter nach Ragow, einem kleinen Dorf nahe Berlin. Wiesen, Äcker, Felder und ein kleiner Teich. Was für ein Unterschied zu Berlin. Die Kinder konnten spielen und sich austoben. Ja und es gab auch viele Tiere in Ragow. Kühe, Pferde, Ochsen, Hühner, Hasen und so weiter. Renate Holm schreibt in ihrer Biografie: „…das war eine Sensation für mich! Und da begann meine ganz große Tierliebe“.
Sechs Kilometer von Ragow entfernt liegt Lübben. Lübben verfügte über eine Schule, die „Paul-Gerhardt-Schule“. Diese musste nun täglich von Renate besucht werden. Ob Schönwetter oder Regen – Renate fuhr mit dem Fahrrad zum Unterricht. In der Aula dieser Schule fand das erste öffentliche Auftreten von Renate statt. Es wurde ein Oratorium von Bach aufgeführt. Riesiger Erfolg für alle Mitwirkenden. Den Solisten wurden große Karrieren vorausgesagt. Was dachte Renate: „Lieber Gott, lass mich nie wieder solches Lampenfieber haben!“ Leider hat der liebe Gott anscheinend genau in diesem Moment weggehört.
Durch den Film „Das Leben der Butterfly“ mit Maria Cebotari fasste sie den Vorsatz Opernsängerin zu werden. Zurückgekehrt nach Berlin arbeitete sie als zahnärztliche Assistentin, um das Geld für die Gesangsausbildung zu verdienen.
Ihre Mutter meldete sie zum ersten Gesangswettbewerb beim ehemaligen Rundfunksender RIAS an, bei dem sie souverän den ersten Platz belegte.
Von diesem Zeitpunkt an nannte sie sich Renate Holm, da es eine andere Schlagersängerin namens Renée Franke gab, was zu Verwechslungen führte.
Von nun an begann die Schlagerkarriere von Renate Holm. Der Film ließ nicht lange auf sich warten. 1954 „Die große Starparade“ und „Fräulein vom Amt“, 1955 „Wunschkonzert“, 1956 „Wo die Lerche singt“ und „Liebe, Mädchen und Soldaten“, 1957 „Schön ist die Welt“ und „Kein Auskommen mit dem Einkommen“ und so weiter. Hervorzuheben 1961 „Der Bauer als Millionär“ mit dem beeindruckenden Duett „Brüderlein Fein“ mit Hans Moser.
Renate Holms Ziel war jedoch die Opern- und Operettenbühne. 1957 wurde sie von Hubert Marischka an die Volksoper verpflichtet. Ihre Gage war damals gerade 300,– DM, also etwa 2.100,– Schilling (heute ca. € 150,–), bedeutend weniger als ihr beim Film oder dem aufkommenden Fernsehen geboten wurde. Ihr erster Auftritt als Prinzessin Helene im „Walzertraum“ mit dem für sie eingelegten Schwipslied „Ein Schwipserl möcht ich haben“ wurde zu einem großen Erfolg.
Als nächstes sang sie in der Wiederaufnahme des „Zar und Zimmermann“ die Marie, alternierend mit Else Liebesberg. 1960 war sie in der „Volksopern – Zauberflöte“ eine reizende Papagena neben Heinz Holecek als Papageno. Doch auch „ihre“ Partie – die Adele in der „Fledermaus“ sang sie oftmals an der Volksoper. Es folgten zahlreiche Schallplattenaufnahmen, Gastspiele im In- und Ausland, Fernseh- und Rundfunksendungen.
Der große Durchbruch gelang ihr 1960, als Herbert von Karajan sie für ihren ersten Auftritt an der Wiener Staatsoper als Gretchen im „Wildschütz“ engagierte. 1964 wurde sie Mitglied des Ensembles. 1961 feierte sie als Papagena in der „Zauberflöte“ auch ihr Debüt bei den Salzburger Festspielen. Gastauftritte führten sie aber auch noch in entferntere Gefilde wie Buenos Aires, Moskau oder London. Holms Repertoire spannte sich von der Operette und dem Wienerlied über Mozart, Rossini, Verdi und Puccini bis hin zu Richard Strauss. In Wien wurde sie 1971 zur Kammersängerin ernannt. Zu ihren Glanzrollen zählte die Musetta in Puccinis „La Boheme“, aber ihre Zerbinetta („Ariadne auf Naxos“), Blondchen („Entführung aus dem Serail“), Susanna und Gräfin Almaviva („Nozze di Figaro“) oder Zerlina („Don Giovanni“) sind allen Opernfreunden noch wohlvertraut. Daneben galt die besondere Liebe des jahrzehntelangen Volksopernmitglieds stets der Operette. 1975 erhielt Renate Holm für eine Einspielung mit Operettenmelodien ihre erste Goldene Schallplatte.
KS Renate Holm lernte ich an der Volksoper als Adele schätzen und lieben. Nicht ohne Grund wurde ihr der Ehrentitel „Jahrhundert-Adele“ verliehen. Auch konnte ich sie in der Wiener Erstaufführung der Stolz Operette „Venus in Seide“ bewundern. Bei der Hauptprobe zur Operette fiel beim Abgang Renate Holm so unglücklich, dass sie sich das Ellenbogengelenk auskegelte und eine schwere Prellung zuzog. Sofort wurde sie ins Krankenhaus gebracht und es wurde ihr ein Gips angelegt. Diesen musste sie auch bis zur der aus diesem Grund verschobenen Wiener Erstaufführung am 10. Mai 1970 tragen. Das Premierenpublikum konnte von diesem schmerzvollen Unfall beim frenetischen Schlussapplaus nicht das geringste bemerken. Disziplin, Disziplin und abermals Disziplin war eine Selbstverständlichkeit bei KS Renate Holm.
Ihr Engagement währte über 30 Jahre, die ganze Zeit hielt sie dem Wiener Opernhaus die Treue, obwohl sie an fast allen großen Opernhäusern Europas und den USA, sowie Japan auftrat. 1991 kam der Abschied von ihrem Nest, von der Wiener Staatsoper. Die Pensionierung traf sie wie ein Keulenschlag. Aber KS Renate Holm war kein Mensch der sich so leicht unterkriegen ließ. Sie gab weiterhin weltweit Konzerte und wendete sich verstärkt dem Schauspiel zu. Auch entdeckte sie in diesen Jahren ihre große Liebe zum Unterrichten. Sie hatte zahlreiche SchülerInnen, denen sie ihr Wissen und ihre Erfahrung weitergab. Ihr Motto: „Fange nie an aufzuhören, höre nie auf anzufangen.“
Renate Holm lebte in Wien und teilweise seit 1966, mit vielen Tieren, in einer aufgelassenen Mühle in Altenmarkt im Thale, in der Nähe von Hollabrunn, im Weinviertel. Diese Mühle wurde alsbald zu einem kulturellen Zentrum. Fröhliche Konzerte in kleinem Rahmen und unvergessliche Feste konnte man hier erleben.
Dieses aufregende Leben zeichnete Renate Holm in ihrer Autobiografie „Wer seiner Seele Flügel gibt…“ 2017 im Amalthea Verlag nach. Aber auch ansonsten blieb die Karriere der Erfolgssängerin nicht ungewürdigt. An Auszeichnungen erhielt Holm unter anderem den Goldenen Ehrenring der Wiener Staatsoper (1986) und die Ehrenmedaille in Gold der Stadt Wien (1987), Ehrenmitglied der Wiener Volksoper, den Robert-Stolz-Ehrenring, das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse, das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien sowie das deutsche Bundesverdienstkreuz – und den Berufstitel „Professorin“.
Mit großer Freude erinnere ich mich an ein Nico Dostal Konzert in Salzburg und ein Operetten Konzert in Antwerpen in Belgien. Auch sind mir ihre „Renate Holm präsentiert ihre Studenten“ Konzerte im Lehár Schlössl in bester Erinnerung. Nicht unerwähnt möchte ich das Künstlergespräch der Wiener Volksopernfreunde und ihren Besuch im Museum der Johann Strauss Dynastie lassen. Es war immer etwas Besonderes in der Gesellschaft von KS Renate Holm zu sein.
Eine wunderschöne Stimme ist verstummt. Die musikalische Welt ist ohne sie ärmer geworden. Uns, die wir sie sehr verehrt haben, bleiben die Erinnerung und die Bildaufnahmen und die vielen Tonaufnahmen die sie uns hinterlassen hat.
Danke für die schöne Zeit der Musik und ihrer Stimme, danke KS Renate Holm
Der neue Souffleur ist erschienen.
„Zauberhafte Weihnacht“ – Adventkonzert der Wiener Volksopernfreunde
Unser letzter Soirée Gast in diesem Jahr: Katia Ledoux
Volksoper Wien erhält das Österreichische Umweltzeichen
Der Krieg der Knöpfe an der Volksoper Wien
Gustav Mahler zu Gast bei den Wiener Volksopernfreunden
Informationsveranstaltung der Volksoper Wien
KSch. Cornelius Obonya gibt sein Debüt an der Volksoper Wien
Zur Premiere von Carmen am 21. September 2024
Interessante und unterhaltsame 1. Soirée in der Saison 2024/25
Österreichischer Musiktheaterpreis 2024 vergeben
Kurzmitteilung: Auch heuer wieder zu Beginn der Spielzeit – Ü60-Aktion im September
150. Vorstellung des Musicals „The Sound of Music“ an der Volksoper Wien
Lotte de Beer bleibt Direktorin der Volksoper Wien
Mai-Soirée mit KS Martin Winkler
Erfolgreiches Künstlergespräch mit KS Ulrike Steinsky
Mitglieder der Wiener Volksopernfreunde im Musikverein
Spielplanpräsentation 2024/25 der Volksoper Wien
Kammerschauspieler Robert Meyer feiert seine 50-jährige Zugehörigkeit zu den Bundestheatern
Künstlerporträt mit Musik: KS Ulrike Steinsky
Wiener Volksopernfreunde besuchten gemeinsam das Museum „House of Strauss“
Sofia Vinnik zu Gast bei der März-Soirée der Wiener Volksopernfreunde
Persönliche Gedanken zur Premiere der Neuinszenierung von „Die lustige Witwe“
Neues Ensemblemitglied an der Volksoper Wien: Jaye Simmons
Exklusive Führung für die Volksopernfreunde im „House of Strauss“
Strahlender Tenor und glänzender Unterhalter
Thomas Sigwald zu Gast bei der letzten Soirée in diesem Jahr
125 Jahre Volksoper Wien 1898 – 2023
Stimmgewaltiges-Stimmungsvolles Adventkonzert
Die Wiener Volksopernfreunde gratulieren KS Kurt Schreibmayer
Volksoper Wien für International Opera Award nominiert
Der Bassist Alexander Fritze zu Gast bei der Oktober Soirée
Jetzt sind die Katzen auch in der Volksoper los
22 Jahre Wiener Volksopernfreunde (VOF)
Humorvoller Soiréen-Start in die Saison 2023/24
Österreichischer Musiktheaterpreis 2023 verliehen
Jasmin White gewinnt 1. Preis beim Queen Sonja Wettbewerb
Ehrenmitglied der Volksoper Wien feiert 90. Geburtstag
Gelungene Premiere: VOF-Kulturfahrt nach Kittsee
Neues aus der Volksopernfamilie!
Unser Ehrenmitglied Dr. Kurt Zerzawy verstorben
Österreichischer Musiktheaterpreis: Die Volksoper ist in neun Kategorien nominiert
Ein erfolgreiches Berichtsjahr für die VOF
Neues von unserem Soirée-Gast David Kerber
Frühlingskonzert der Wiener Volksopernfreunde – Ein großer Erfolg
Maurice Lenhard zu Gast bei den Wiener Volksopernfreunden
Freunde der Wiener Volksoper beim Frühlingskonzert des Wiener Johann Strauss-Orchesters
Lotte de Beer präsentiert den Spielplan der Volksoper Wien für die Saison 2023/24
Der Steuermann Dalands aus dem fliegenden Holländer zu Gast bei der VOF-Soiree
Frühlingskonzert des Wiener Johann Strauss-Orchesters
Sommerfestival Kittsee – Anmeldefrist 31. März 2023
„Seinerzeit – Spezial“ – Premiere
Prinz Orlofsky zu Gast bei den Wiener Volksopernfreunden
Proschat Madani an der Volksoper Wien
Weihnachtskonzert „In dulci jubilo“
Morten Frank Larsen wurde zum Kammersänger ernannt
Die letzte Soirée des Jahres 2022 am 9. 12. 2022
„Ein Papp-Konzert“ an der Volksoper Wien
Wiederaufnahme von „La Bohème“
KS Ulrike Steinsky feiert ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum
Überraschungsgäste bei unserer Soirée
Großer Erfolg für die neue Volksoperndirektion
Herzlich Willkommen Lotte de Beer!
Zwei großartige Musical Erfolge kehren wieder auf die Bühne der Volksoper zurück
Karl-Michael Ebner mit Berufstitel „Professor“ geehrt
Festkonzert „20 Jahre Wiener Volksopernfreunde“ am 24. Juni 2022
„Die Dubarry“ wurde mit einem „Operetten-Frosch“ ausgezeichnet
Konzert zum Nationalfeiertag, Musikverein ⁄ Goldener Saal
Unser Ehrenmitglied Hermine Kreuzer verstorben
Alois Aichhorn – Gratulation zum 80. Geburtstag
„Die Fledermaus“ mit drei Haus-Debütantinnen
Neue Ehrenmitglieder der Wiener Volksoper
Kammersängerinnen/Kammersänger – Ernennungen an der Wiener Volksoper
Nachruf auf Kammersängerin Prof. Renate Holm
Österreichischer Musiktheaterpreis 2021
Österreichischer Musiktheaterpreis 2020
Österreichischer Musiktheaterpreis 2019
Österreichischer Musiktheaterpreis 2018
Trauer um Volksopernlegende Guggi Löwinger
Zum Tod von Otoniel Gonzaga am 13. Jänner 2018
In memoriam Professor Rudolf Bibl
Trauer um Jahrhundert-Tenor KS Johan Botha
In memoriam Ossy Kolmann – Bühnenikone der Volksoper
Der Österreichische Musiktheaterpreis – Zweimal „Goldener Schikaneder“ für die Volksoper!
Adolf Dallapozza – Ehrenmitglied der Volksopernfreunde
In memoriam Alexander Trauner (1967-2014)
VOF-Interview mit Rolando Villazón: “Glück hat viele Gesichter”
Im Gespräch: Christoph Wagner-Trenkwitz
Festkonzert der Wiener Volksopernfreunde am 23. Oktober 2011 im Lehar-Schlössl