Bei der Soirée am 10. Mai konnten wir einen der international gefragtesten Bässe begrüßen, der seit 2009 Ensemblemitglied der Volksoper ist und trotz zahlreicher Engagements an ausländischen Bühnen seine künstlerische Heimat in Wien gefunden hat. Hinreissend war er zuletzt unter anderem als Sir Falstaff in „Die Lustigen Weiber von Windsor“ und Don Magnifico in „La Cenerentola“ zu sehen. Der gebürtige Bregenzer Winkler plauderte zu Beginn über sein erstes „Bühnenluft“-Schnuppern bei den Seefestspielen in Bregenz und erinnerte sich an seine Studienzeit bei Walter Berry. Nach einem ersten Festengagement am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin wechselte er 2003 ins Ensemble der Komischen Oper Berlin, wo er als Nekrotzar (Le Grand Macabre) sein viel beachtetes Hausdebüt gab. Seit 2009 ist Martin Winkler wie bereits oben erwähnt Ensemblemitglied der Volksoper, wo er Debüts in zentralen Rollen seines Fachs gab, darunter Puccinis Gianni Schicchi, Bartolo (Il barbiere di Siviglia), Kezal (Die verkaufte Braut) und der Herrscher in Korngolds Das Wunder der Heliane. Der charmante Bass gab interessante Einblicke in die unterschiedliche Arbeit an Bühnen im Ausland wie etwa in Madrid und philosophierte über Kulturpolitik, Regisseure und Musik als sinngebenden Faktor in unserer Gesellschaft. Die Corona-Zeit verbrachte er vor allem in der Natur und beim Bauen von Modell-Eisenbahnen. Neben seinen vielfältigen Rollen in Oper und Operette ist Winkler vor allem aber auch die zeitgenössische Musik wichtig. Besonders hervorzuheben sind hier die Uraufführungen von Detlef Glanerts „Solaris“ in Bregenz und Lena Auerbachs „Gogol“ im Theater an der Wien. Winkler brillierte unter anderem als Alberich bei den Bayreuther Festspielen und als Waldner in „Arabella“ an der Met. Seinen ersten Ochs sang er 2022 mit großem Erfolg in Brüssel. Im selben Jahr wurde ihm vom Bundespräsidenten der Titel „Kammersänger“ verliehen. Im Haus am Währinger Gürtel ist Winkler im Juni wieder als Gefängnisdirektor Frank in der „Fledermaus“ zu sehen. Ebenso wird er mit Kollegen einen „Bass-Abend“ mit dem Titel „Im Rausch der Tiefe“ gestalten. In der Saison 2025 singt er in der Auftragsoper „Alma“ von Ella Milch-Sheriff die Rolle des Oskar Kokoschka und den Antonio in der Neuinszenierung von Mozarts „Le Nozze di Figaro“. Viel zu schnell ging der Nachmittag mit KS Martin Winkler vorbei – einem großartigen, gleichermaßen humorvollen wie tiefsinnigen Künstler und einem der besten Bässe unserer Zeit.
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